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Eingangstüre zur elterlichen Wohnung oder

Ausgangspunkt aller kreativen Unternehmungen !

 

Früher sah es hier doch viel schöner aus. Die Richterstraße war viel schmaler und die Häuser hatten Vorgärten, in denen Büsche wuchsen. Hinter den Büschen konnte ich mich immer verstecken, wenn ich mal wieder Schellemännchen gemacht hatte oder wenn ich Stinkbomben durch die Briefschlitze in die Flure geworfen hatte. Mutter hat mich auch nur einmal erwischt, als ich aus dem Kellerfenster meines "  Kinderzimmers " mit den 1000 schwarzen Bausteinen gekrochen kam.

 

In der Wohnung hatte ich auch versucht, die Milchstraße nachzubauen. Ich hatte zwischen den Bodendielen, in die Fugen, einen Nagel neben den anderen geschlagen, sah prächtig wie die Sterne am Himmel aus ! Mutter war so begeistert, dass sie mehrere Tage nicht mehr sprechen konnte. Es war der Anfang meiner technischen Karriere.

 

In unserer Wohnung spielte der Küchentisch eine besondere Rolle. Meine Geschwister umkreisten ihn ab und zu, Brigitte vorweg und Norbert hinterher. Meine Schwester rief dabei immer, Mutti nieeeecht, Mutti nieeeecht. Die Frequenz ihrer Stimme war so hoch, dass sie mühelos Stahlträger und Betonmauer durchdrang, besonders förderlich für das Ansehen meiner Mutter in der Nachbarschaft. Im gegenüberliegendem Krankenhaus haben die Leute bestimmt geglaubt, da wird jemand ohne Narkose operiert. Ich stand, wie so häufig in dieser Wohnung, dumm in der Küche herum, bis einer von den Beiden mich in seiner charmanten Art gegen die Wand warf, dort blieb ich vorsichtshalber als Abziehbild bis zum Ende des Spiels kleben. Das Spiel war beendet, wenn der Vorsprung meiner Schwester so groß war, dass sie durch die Tür entweichen und sich auf der Toilette einsperren konnte.

Meine Mutter brachte mal von einer ihrer Hamsterfahrten einen Holzkoffer voller Pflaumen mit. Als sie die Pflaumen einweckte, durfte ich (auch ich durfte mal etwas !) neben dem Koffer unterm Tisch sitzend, so viele Pflaumen essen wie ich mochte. Es dauerte nicht allzu lange, bis sich mein Magen bemerkbar machte und ich mit rasender Geschwindigkeit die Toilette aufsuchte. Oh je, zu spät, nicht weil ich etwa zu langsam war, nein, ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich zuerst den Kopf oder mein Hinterteil über den Pott halten sollte.

Der Küchentisch war für mich aber auch ein Zufluchtsort. Meine Schwester klemmte sich schon mal so einen durchlöcherten Holzstab (Blockflöte) zwischen die Zähne und pfiff darauf das Lied, es waren vier Königskinder, es waren wirklich vier Königskinder, ich habe damals schon vor Trauer und Wut alles doppelt gesehen. Ich verschwand dann immer unter dem Tisch und war sehr traurig.

 

Erinnerung aber auch an unseren ersten Luftschutzkeller. Als eine Brandbombe vor unser Haus fiel, mussten wir durch den brennenden Rahmen unserer Eingangstüre nach draußen laufen. Ich kam mir vor wie ein Tiger, der durch einen brennenden Reifen springt und konnte nicht verstehen, dass einige der Erwachsenen sich so seltsam das Wasser aus den Augen drückten.

Als auf der Richterstraße die Phosphorbomben gefallen waren, waren Mutter und ich auf dem Altmarkt. Ich hüpfte dann mit brennenden Sohlen nach Hause und hatte meinen Spaß dabei, gestört hat nur das Gekreische von Mutter, es war lauter als die Luftschutzsirenen.